George Soros für Euro-Bonds – oder den Austritt Deutschlands
Eigentlich verdient George Soros den Karls-Preis für seinen an der Frankfurter Goethe-Uni verkündeten Rat, Deutschland solle entweder die anfallenden Mehrkosten für das Krisenmanagement der Euro-Zone übernehmen – 320 bis 350 Milliarden Euro Zinsen für die dafür benötigten „Euro-Bonds“ – oder ganz aus der Euro-Zone austreten.
Ein genialer Vorschlag des erfolgsverwöhnten US-Hedgefonds-Managers. Denn wer hat ein Geschäftsinteresse daran, daß der Euro „gerettet“ wird? Der Finanzsektor, der um seine in den Euro-Sand gesetzten Bilanzmilliarden fürchtet. Ein Teil des deutschen Exportsektors, dem schon die harte D-Mark ein Horror war und der den weichen Euro liebt wie eine steuerliche Ausfuhrsubvention. Nicht zu vergessen die EU-Granden, denen ohne Euro alle Fälle wegschwimmen: Position, Karriere, Zukunft.
Sie alle müssen Soros beide Füße küssen. Denn entweder wird der Euro mit deutschem Geld gerettet, wenn zwei Drittel der geplanten Euro-Bonds von Deutschland übernommen werden und die Politik in das vom Bundesverfassungsgericht verbotene Projekt einwilligt. Oder aber, wenn Deutschland die Euro-Zone verläßt, dann gibt es ein opulentes „Geschenk“ frei Haus geliefert: die Abwertung des Euro. Denn ohne die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse und mit den anschwellenden Defiziten der Rest-Euro-Zone wird der Wechselkurs des Euro in den Orkus abrutschen.
»Ein Teil des deutschen Exportsektors liebt den Euro eine Ausfuhrsubvention.«
Aber merkt Soros nicht, wie er sich so selbst entlarvt? Denn in Wahrheit sagt er: Schuld am Euro-Desaster sind die (mit und ohne Deutschland) total falschen Wechselkurse innerhalb der Euro-Zone und folglich auch nach Außen. Es ist die reale Überbewertung des griechischen oder des französischen Euros, die dort die Defizite, Überschuldungen und Krisen hervorruft, während umgekehrt die nominale Unterbewertung des deutschen Euro den Exporterfolge nachhilft.
Aber die Konsequenz, die Soros aus diesem Befund zieht, könnte für Europas Zukunft nicht destruktiver sein: Er will diesen Zustand zementieren. Ob Euro-Bonds oder Austritt – die inneren Ungleichgewichte der Euro-Zone bleiben bestehen, die Konflikte nehmen zu, entweder auf Kosten Deutschlands (mit Euro-Bonds) oder auf Kosten der Auslandsgläubiger, die – im Gegensatz zu den Inlandsgläubigern – die Abwertung des Euro verkraften müssen.
Und wo liegt Soros’ Investoreninteresse an der einen oder anderen Variante? Man sähe es sofort, wenn der Hedgefonds-Managers Einblick in seine Bücher und strategischen Planungen gewährte: seinen Eigenbestand an Schrottanleihen der Euro-Krisenländer und seine Planspiele für künftige (Termin-)Geschäfte mit ihnen. Entweder er verdient – Plan A – über deren Kursanstieg nach Ausgabe der Eurobonds oder – Plan B – an deren Kursverfall, wenn Deutschland die Euro-Zone verläßt und er diese Papiere am Fälligkeitstag zum Nennwert einlöst – ein Muster, mit dem Soros 1992 einen Milliardengewinn bei der Abwertung des britischen Pfundes machte.
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