Währungspolitik: Eine neue D-Mark kann und muß aufwerten / Abwertung im EU-Süden unabwendbar
Daß die Rückkehr zur D-Mark zum Thema im Bundestagswahlkampf avanciert, überrascht nicht. Neu ist, daß sich das Thema eine neue Partei gesucht und gefunden hat: die Alternative für Deutschland (AfD). Überhaupt kein Novum ist, daß das den Bundestag beherrschende und um seinen Besitzstand bangende Parteien-Kartell die „Alternativen“ – medial unterstützt – mit der üblichen Kakophonie aus übler Polemik, unsachlicher Kritik und offener Diffamierung „begrüßt“.
Die noch immer gültige „Linie“ gab die Bild-Zeitung bereits vor drei Jahren vor, als sie die wenige Tage zuvor beschlossene erste – 110 Milliarden Euro schwere – Griechenland-Hilfe und den ersten Euro-Rettungsfonds EFSF mit als „alternativlos“ verteidigte: „Eine starke D-Mark hätte für Deutschland als zweitstärkste Exportnation der Welt verheerende Folgen: Unsere Waren würden bis zu 30 Prozent teurer, das Ausland könnte sich ’Made in Germany‘ nicht mehr leisten.“ Um solche Behauptungen zu „belegen“ wurden Unternehmensführer wie Siemens-Chef Peter Löscher zitiert: „Deutschland profitiert wie kein anderes Land vom Euro. Jeder zweite Job in der deutschen Industrie hängt vom Export ab“. Immerhin stimmt sein Argument, daß der Euro das Reisen erleichtert – was man von Siemens-Zügen nicht sagen kann: Deutsche Bahnkunden warten seit 2011 vergeblich auf 16 neue ICE-Züge, auch die Eurotunnel-Züge für Frankreich bereiten Siemens aktuell erhebliche technische Probleme – da hilft kein auch noch so niedriger Euro-Kurs.
Der damalige Metro-Chef Eckhard Cordes lieferte hingegen die politische Argumentationslinie: „Eine Rückkehr zur Mark würde Deutschland isolieren, Europa zerreißen und damit unser Land und den Kontinent in eine neue Wirtschaftskrise stürzen!“ Angela Merkel faßte dies einige Tage später in ihrer Bundestagsrede so zusammen: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa.“
Und seither verkünden die Hofökonomen von Banken, Wirtschaft und Politik ihre von der Realität längst widerlegte Mär: Ihre Lobby-Interessen seien identisch mit dem Gemeinwohl und dem Wohlergehen aller Deutschen und Europäer. Aber was nützt Europa eine Währung, in der weder gespart noch die Zukunft gesichert werden kann und in die sich keiner mehr traut, langfristig zu investieren, weil er das Ende voraussieht ?
Aufwertungsbedarf auch in Österreich und Finnland
Die deutscher Nachkriegsgeschichte belegt: Eine starke Währung ist „kein Irrtum der Bundesbank“, den die Europäische Zentralbank (EZB) nicht wiederholen darf. Mit der D-Mark stieg Deutschland zur exportstärksten Volkswirtschaft auf. Sie war Magnet für Auslandskapital, die moderaten Zinsen stimulierten das binnenwirtschaftliche Wachstum, die billigen Importpreise erhöhten die Realeinkommen und mehrten den Wohlstand. Der Exportsektor profitierte beim Einkauf billiger Rohstoffe, Energie und anderer Vorleistungen – von damals wie heute 40 Prozent der Exportwertschöpfung.
Die behauptete 30-Prozent-Aufwertung einer „Neuen D-Mark“ ist nicht seriös belegt. Spekulative Übertreibungen könnten durch ein Eingreifen der Bundesbank verhindert werden. Französische Ökonomen (JF 17/13) haben verschiedene Szenarien durchgerechnet und dabei einen Aufwertungsbedarf der deutschen Währung von 16 Prozent ermittelt. Die Niederlande, Österreich und Finnland müßten um fünf bis zehn Prozent aufwerten. Frankreich müßte demnach fünf Prozent abwerten (Nichtfranzosen sehen noch mehr Bedarf).
Bei Italien halten die Ökonomen des Pariser Instituts Pomone 20 Prozent Abwertung für angebracht, bei Spanien und Portugal 32 sowie bei Griechenland sogar 45 Prozent. Das würde deutsche Exporte in diese südlichen EU-Länder natürlich verteuern – doch nur so haben diese Defizitländer überhaupt eine Chance auf nachhaltige Erholung. Und nur so kann die dauerhafte Alimentierung deutsche Exporte dorthin durch Transfers, Kredite und die EZB (Stichwort: Target-2) beendet werden.
Die Wirkung einer billigen Drachme für die griechischen Tourismus leuchtet jedem ein, daher ein Beispiel aus der Industrie: Die tschechische Krone hat seit 1999 zum Euro um über 40 Prozent aufgewertet, dennoch sind die dort produzierten Škoda-Autos – dank ihrer Qualität – weiter ein Verkaufsschlager des VW-Konzerns. Die künftig in Spanien für 32 Prozent abgewertete „Neue Peseta“ produzierten Seat-Autos wären auch wieder attraktiv – weil sie dank Preissenkung eine echte Alternative zu den Dacias aus dem Nicht-Euro-Billiglohnland Rumänien sein könnten.
Auch die Behauptung, die Rückkehr zu nationalen Währungen bedeute zwangsläufig das Aus für den Euro, ist falsch. So paradox es klingt, gerade das Neben- und Miteinander von Euro und nationalen Währungen stärkt beide. Es kommt über den dann wieder möglichen Währungswettbewerb und marktwirtschaftlich bewerteten Wechselkursen zu geordneten Währungs-, Wirtschafts- und Sozialverhältnissen. Wie in meinem neuen Buch „Die Eurobombe wird entschärft“ (JF 16/13) detailliert erläutert, erhielten die Bürger über diesen „Parallel-Standard“ ein Wahlrecht: Sie bestimmen dann selber, in welcher Währung sie sparen, der nationalen oder dem Euro. Sie werdend sich dabei für die zukunftsträchtigste von beiden entscheiden.
Wer oder was steht dagegen? Ein Europa-Establishment, dem sichtlich die Professionalität abgeht. Doch entweder es reformiert den Euro oder es riskiert, daß Angela Merkel unfreiwillig recht behält: Mit dem weiter so des – falschen – Euro zerfällt dann tatsächlich Europa.
Prof. Dr. Wilhelm Hankel ist Währungsexperte und klagte mit Fachkollegen gegen die Griechenlandhilfe und den Euro-Rettungsschirm.
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Laura (Montag, 13 Juli 2015 10:21)
In diesen Bereichen muss man grundsätzlich etwas tun. Bleibt abzuwarten, inwefern jetzt tatsächlich etwas passieren wird.
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